Megan Cooley Peterson – Lügentochter

Daten des Buches:

Titel: Lügentochter
Autorin: Megan Cooley Peterson
Verlag: Magellan Verlag
Erscheinungsdatum: 19.01.2021
Genre: Jugendbuch
Seitenzahl: 320
ISBN: 978-3-7348-5051-6

CNs: Sekten, Kindesmisshandlung, Missbrauch, Entführung, Hungern, narzisstische Persönlichkeiten, Drogen, Religion

Kurzzusammenfassung:

Piper hat gelernt, nichts zu hinterfragen. Ihr Vater ist der Anführer einer Sekte: Ein Prophet, ein Auserwählter, dessen Wort über allem steht. Zusammen mit ihren vielen Geschwistern lebt Piper abgeschieden von der Gesellschaft und lernt, wie sie sich am besten „in die Gemeinschaft“ integrieren kann – also die Sekte, deren Anführer ihr Vater Curtis ist. Darauf ist ihr ganzes Leben ausgelegt, nichts anderes hat Piper kennengelernt.

Bis das FBI aufschlägt und sich Pipers Leben grundlegend und für immer ändert.

Und darüber hinaus?

Wir begleiten Pipers Perspektive. Das Buch beginnt damit, dass Piper an einem fremden Ort ist. Bei Jeannie, die sie aufgenommen hat, nachdem ihre Mutter festgenommen wurde und ihr Vater geflohen ist.

Piper hasst Jeannie. Sie hasst ihr neues Leben und gleichzeitig macht ihr das alles Angst. Immerhin ist sie fernab der normalen Zivilisation aufgewachsen und hat gelernt, das alles zu hassen und zu verurteilen.

Das Buch teilt sich in zwei Handlungsstränge auf: „Davor“ und „danach“. Im Davor erfahren wir mehr über Pipers Vergangenheit, ihr Leben in der Sekte und unter ihren Eltern. Vor allem für ihren Vater war eigentlich nie jemand wirklich gut genug, gleichzeitig war er immer gut darin, andere Leute zu blenden und ihnen vorzuspielen, sich etwas aus ihnen zu machen. Oft wurden Piper und ihre Geschwister misshandelt, ohne dies auch nur wirklich zu begreifen. Immerhin liebte sie ihre Eltern und ging davon aus, dass es umgekehrt genauso ist. Und ihr Vater hat als Prophet sowieso immer Recht. Niemand darf das hinterfragen.

Dann schlägt eines Tages das FBI auf und Pipers Welt zerbricht. Ihre Mutter wird festgenommen, ihr Vater befindet sich seitdem auf der Flucht, und Piper kommt zu Jeannie.

Hier setzt das „Danach“ an: Piper muss sich in ihr neues Leben einfügen und versuchen, mit der neuen Situation klarzukommen. Am Anfang will sie einfach nur fliehen und hasst alles. Doch irgendwann lernt sie – mit Hilfe – auch Dinge zu hinterfragen. Und irgendwann begreift sie, dass ihre Vergangenheit nicht so ist, wie sie immer geglaubt hat. Dass mehr dahintersteckt. Und dass es vielleicht doch nicht so falsch ist, zu hinterfragen, was ihr Vater ihr alles erzählt hat.

Das Buch ist nicht klar linear geschrieben, sondern die beiden Handlungsstränge laufen immer nebeneinander her, mal sind die Kapitel mit „davor“ betitelt und mal mit „danach“.

Ab heute gibt es nur noch ein Davor und ein Danach.

(Peterson, 2021: 280)

Meine Meinung

Ich war, nicht zuletzt aufgrund der Thematik, erst einmal skeptisch, aber gleichzeitig auch sehr neugierig. Zur Einordnung der Thematik: Die Autorin hat selbst als Teenagerin Zeit bei einer sektenartigen Kirchengemeinschaft gemacht und dementsprechend zwar nicht die gleichen Erfahrungen wie Piper gemacht, steht der Thematik aber dennoch nahe. Dazu hat sie auch ein recht umfassendes Nachwort geschrieben.

Das Buch war sehr intensiv geschrieben und es fiel mir leicht, mich in Pipers Gedankenwelt einzufinden, auch wenn man sie gerade am Anfang oft schütteln und mit „Mädchen, wach auf!“ anbrüllen wollte. Gleichzeitig war es wirklich interessant, Pipers Weg zu verfolgen. Innerhalb der Sekte, aber vor allem auch danach, denn die wirklich interessante Entwicklung war natürlich das DANACH. Das DAVOR war vor allem erschreckend, wenn man gesehen hat, was Piper und ihren Geschwistern alles widerfahren ist. Auch wenn sich auch hier erst Einiges wirklich im „Danach“ aufgeklärt hat.

Während der ganzen Geschichte hatte ich schon irgendwie eine dunkle Vorahnung, worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen würde und ich habe damit am Ende auch Recht behalten. Ich will das hier inhaltlich auch gar nicht spoilern, nur so viel: Die Wendung kam für mich nicht wirklich überraschend, aber das hat sie keineswegs schlechter gemacht.

Ich hatte auf jeden Fall Mitleid mit Piper, gleichzeitig hat sie aber auch gezeigt, dass sie eine starke Figur ist, die trotz der Dinge, die sie erlebt hat, am Ende lernt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Natürlich braucht sie dafür Zeit und muss Einiges lernen, aber die Entwicklung war auf jeden Fall gut nachvollziehbar.

Eine kleine Liebesgeschichte gab es hier auch, aber die stand nicht im Mittelpunkt, was ich auch gut fand. Hätte die Liebesgeschichte zu sehr im Fokus gestanden, wäre die eigentliche Geschichte vermutlich darunter ein bisschen untergegangen. So stimmte die Balance allerdings noch und die Lovestory hat das Buch tatsächlich eher noch bereichert.

Insgesamt kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, allerdings nur an Leute, die stabil sind, gerade was das Thema Kindesmissbrauch etc. angeht. Piper und ihre Geschwister haben in der Sekte wirklich Einiges durchmachen müssen, und das wird thematisiert. Für Menschen, für die dieses Thema ein Trigger darstellt, könnte das ein Problem sein. Bitte passt daher auf euch auf, falls ihr euch dafür entscheidet, das Buch zu lesen. Ich fand, dass es ziemlich harter Tobak ist, auch wenn es wirklich gut geschrieben ist etc.

Eine kleine Anmerkung von mir noch: Im englischen Original heißt das Buch „The Liar’s Daughter“. Meiner Ansicht nach passt der Titel deutlich besser. Der deutsche Titel ist für mich eine klare Fehlübersetzung, weil er inhaltlich nicht mit dem Buch übereinstimmt. Ein Titel wie „Des Lügners Tochter“, „Die Tochter des Lügners“ oder Ähnliches hätte in meinen Augen deutlich besser gepasst. 

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