Leonie Lastella – Das Licht von tausend Sternen

Daten des Buches:

Titel: Das Licht von tausend Sternen
Autorin: Leonie Lastella
Verlag: dtv
Erscheinungsdatum: 13.03.2020
Genre: New Adult, Romance
Seitenzahl: 381
ISBN: 978-3-423-74057-9

CNs: Stalking, toxische Beziehung, Ableismus, übergriffiges Verhalten, Sexismus, klischeehafte Darstellung von Autismus, fehlender Consent, Tod, Unfall, Krebs  

Achtung, diese Rezension enthält Spoiler.  

Kurzzusammenfassung:

Harper ist hauptsächlich auf ihr Studium fokussiert. Neben dem Lernen und ihrem turbulenten Familienleben hat sie kaum Zeit, da sie sich zu Hause viel um ihren kleinen autistischen Bruder Ben kümmert, da die Mutter der beiden viel arbeiten muss, um die Familie durchzubringen, nachdem ihr Vater bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.  

In der Bibliothek lernt sie Ashton kennen, der mit ihr flirtet. Zunächst lässt sie ihn abblitzen, aber Ashton lässt nicht locker und nach einer Weile fängt sie auch an, sich für ihn zu interessieren.

Und darüber hinaus?

Der Roman wird zu ungefähr gleichen Teilen aus der Sicht von Harper und von Ashton erzählt. Harper lebt mit ihrem kleinen Bruder Ben, der Autismus hat, und ihrer Mutter zusammen, während Ashton in einer WG mit seiner besten Freundin wohnt. Seit er Harper in der Bibliothek gesehen hat, ist er fasziniert von ihr, vor allem, als er erfährt, dass sie Harper heißt, denn Harper Lee war die Lieblingsautorin seiner verstorbenen jüngeren Schwester Emma.

Er flirtet mit Harper und lässt nicht locker, obwohl sie ihn immer wieder abblitzen lässt. Er kennt bisher nur ihren Vornamen, will aber unbedingt ein Date mit ihr. Er lädt sie zu einer Party ein, schreibt ihr seine Nummer auf den Arm und ignoriert jedes Nein von ihrer Seite aus.

Harper stellt währenddessen fest, dass sie sich eigentlich schon gerne mit ihm treffen würde, aber in ihren Augen keine Zeit dafür hat, weil sie ihre Mutter mit Ben unterstützen muss. Ihre Mutter verlässt sich auf sie, da Ben nicht alleine bleiben kann und Harper sich daher um ihn kümmern muss, wenn ihre Mutter arbeiten muss.

Ben selbst ist Autist und rastet aus, sobald irgendetwas in irgendeiner Form anders ist als er es gewohnt ist. Er kann mit Veränderungen absolut nicht umgehen, auch deshalb ist es wichtig, dass Harper für ihn da ist.

Irgendwann entwickelt sich trotz aller Umstände eine Beziehung zwischen Harper und Ashton, doch Harper verheimlicht ihm, dass sie einen autistischen Bruder hat.

ACHTUNG, AB HIER FOLGEN SPOILER

Irgendwann erfährt Ashton dann doch, dass Harpers Bruder autistisch ist und fühlt sich davon sehr vor den Kopf gestoßen, da er schon bei seinen Eltern nie wirklich beachtet wurde, da seine kleine Schwester Krebs hatte und daran letztlich auch gestorben ist. Daher hat er den Kontakt zu seinen Eltern auch abgebrochen. Er ist wütend, als er erfährt, dass Harper ihm verheimlicht hat, dass Ben Autist ist und denkt, dass er niemals mit ihm konkurrieren kann. Die beiden streiten sich, aber nachdem Ashton auf ihrer Veranda übernachtet, reden sie doch miteinander und versöhnen sich.

Meine Meinung

Uff. Ihr habt es vielleicht schon an der Zusammenfassung bemerkt. Ich habe versucht, sie möglichst nüchtern zu schreiben, aber ich kann dieses Buch einfach nicht nett zusammenfassen, denn es ist auf so verdammt viele Arten problematisch und toxisch, dass ich beim Lesen mehrfach einfach nur schreien wollte.

Das fängt schon damit an, dass Ashton von Anfang an Harpers Grenzen nicht respektiert. Er akzeptiert ihr Nein nicht, schreibt ihr einfach seine Telefonnummer auf den Arm und lädt sie zu einer Party ein. Sie sagt von Anfang an, dass sie nicht kommen wird und trotzdem ist er sauer, weil sie nicht kommt.

Daraufhin beschließt er, dass er noch einen draufsetzen muss. Er folgt ihr bis in ihre Vorlesung, stellt sie vor ihrem Professor und ihren Kommiliton*innen bloß, indem er verlangt, dass sie ihm ihre Nummer gibt (Lastella: 2020: 50ff). Auch hier akzeptiert er einfach kein Nein und am schlimmsten daran ist, dass die ganze Aktion am Ende auch noch irgendwie romantisiert wird. Zu dem Zeitpunkt kennt Ashton übrigens nach wie vor lediglich ihren Vornamen und weiß, abgesehen davon, dass die ihn schon mehrfach hat abblitzen lassen, absolut nichts über sie. Das wird auch einfach immer schlimmer. Harper hat ihm eine falsche Nummer gegeben und die Tatsache, dass sie ihn reingelegt hat, macht sie für ihn „nur irgendwie noch anziehender“ (Lastella 2020: 56).

Sie hält ihn bei weiteren Begegnungen sogar physisch auf Abstand und die Art, wie das Miteinander der beiden beschrieben wird, macht schon deutlich, wie problematisch das alles ist: „[…] Immerhin habe ich mir geschworen, nicht zu seiner Beute zu werden.“ (Lastella 2020: 61).

Von den Nebencharakteren wird das romantisiert, so sagt seine beste Freundin Becca ihm, er sei es nicht gewohnt, auch mal „um eine Frau kämpfen zu müssen“ (Lastella 2020: 70). Die Tatsache, dass er sie stalkt, wird außerdem auch noch offen thematisiert und ins Lächerliche gezogen:

„Wieso Sozialpädagogik?“ […]

„Woher weißt du, welchen Studiengang ich belegt habe?“ […]

„Ich stalke dich“, sagt er schließlich ruhig, und als ich ihn verdattert anstarre, lacht er – rau und mitreißend.

(Lastella 2020: 97).

Ich könnte noch mindestens ein Dutzend solcher und ähnlicher Situationen zitieren. Das einzig Positive, was ich sagen kann, ist, dass er Consent abfragt, als sie später miteinander herummachen. Sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber ich war froh, dass wenigstens das gemacht wurde. Nur kam das leider viel zu spät, weil er zuvor Harpers Grenzen fortwährend ignoriert hat.

Auch darüber hinaus ist das Buch einfach sehr toxisch und problematisch. Die Darstellung von Bens Autismus ist dermaßen klischeehaft, dass sogar mir als Nicht-Autistin direkt klar war, wie schlecht und problematisch die Darstellung war. Ben ist absolut unselbstständig und rastet wegen jeder Kleinigkeit aus. Und ja, sicher gibt es solche Autist*innen, aber dass das hier so gehandhabt wurde, macht es halt auch nicht besser.

Auf die Spitze getrieben wird das, als Ben von einem Auto angefahren wird. Harper ist außer sich vor Sorge und macht sich Vorwürfe. Was Ashton dazu einfällt, ist, dass er eifersüchtig auf Ben ist, weil er ja nicht mit ihm konkurrieren kann (ich wiederhole, der Junge wurde gerade angefahren (!!!)).

Die Mutter von Harper war auch nicht wirklich besser, sie hat Harper immer mal wieder Vorwürfe gemacht, dass sie ihr eigenes Leben haben wollte, denn es sei ja ihre Aufgabe, sich um Ben zu kümmern. Und nein, sorry, das kann man nicht zur Aufgabe des Geschwisterkindes machen. Da muss es andere Lösungen geben. Das reflektiert die Mutter zwar später, aber trotzdem fand ich auch das sehr problematisch.

Auch am Ende stalkt Ashton nochmal kräftig, indem er auf Harpers Veranda übernachtet, obwohl sie deutlich macht, nicht mit ihm reden zu wollen. Das wird im Buch auch wieder romantisiert und Harpers Mutter spricht sich sogar für Ashton aus, denn Harper sei ihm ja offensichtlich wichtig, wenn er auf der Veranda übernachtet hat (Lastella 2020: 371). Und ja, das zieht sich durchs ganze Buch. Ashtons absolut toxisches Verhalten wird immer wieder entschuldigt und sogar romantisiert. Es wird nicht ein einziges Mal als das thematisiert, was es eigentlich ist: Hochproblematisch.

Ich habe im Internet viele Rezensionen gesehen, die das Buch sehr süß fanden und ich frage mich ernsthaft, ob die Rezensent*innen ein anderes Buch gelesen haben als ich. Denn das hier war vieles, aber sicher nicht süß oder romantisch. Das Buch war einfach nur creepy. Keine Empfehlung von mir.  

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